Zeit und Raum bei der Netzhautentwicklung

Titelstory der aktuellen Ausgabe von "Cell Reports"

Sehen ist entscheidend für die Lebensqualität und ermöglicht es erst, unsere Umgebung wahrzunehmen. Daher ist eine fehlerfreie Embryonalentwicklung sehr wichtig für den Organismus. Aber wie formen Zellen dieses faszinierende Netzwerk aus dem die Retina besteht? Während der Entwicklung des zentralen Nervensystems ordnen sich die Zellen zu einem großen Teil komplett neu. Dieser Prozess muss gut koordiniert sein und während viele Faktoren, die bei der Netzhautentwicklung eine Rolle spielen ausführlich erforscht sind, ist der Einfluss der Gewebereifung noch nicht systematisch untersucht worden.  

Isabell Weber, eine Doktorandin aus der Forschungsgruppe von Caren Norden am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden (MPI-CBG), identifizierte mit ihren Kollegen einen bisher unbekannten Pool von festgelegten Netzhaut-Vorläuferzellen die während der späten Netzhautentwicklung des Zebrafisches auftreten. Gemeinsam mit zwei anderen Unterformen von festgelegten Vorläuferzellen sind sie für den Großteil für Zellen verantwortlich, die sich erst spät in der Entwicklung teilen. Die Wissenschaftler stellten ebenfalls fest, dass Veränderungen in der Gewebearchitektur und auftretende Hindernisse im Gewebe den Ort an dem Zellen sich teilen und deren Struktur beeinflussen können. Außerdem unterstützt die in Cell Reports veröffentlichte Studie die Annahme, dass die Entwicklung der Netzhaut ein weitaus dynamischerer Prozess ist als bisher angenommen. Das wird deutlich indem gezeigt wird, dass Vorläuferzellen an ungewöhnliche Orte verschoben werden können, um den Verlust von bestimmten Nervenzelltypen auszugleichen.

Originalveröffentlichung

Weber et al., Mitotic Position and Morphology of Committed Precursor Cells in the Zebrafish Retina Adapt to Architectural Changes upon Tissue Maturation, Cell Reports (2014), dx.doi.org/10.1016/j.celrep.2014.03.014