Den mit 50.000 Euro dotierten Preis für Biochemische Analytik der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V. (DGKL), gefördert von der SARSTEDT AG & Co. KG., erhalten in diesem Jahr Kai Simons, Direktor Emeritus am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), Dresden und Andrej Shevchenko, Forschungsgruppenleiter am MPI-CBG, sowie der Transfusionsmediziner Andreas Greinacher von der Universitätsmedizin Greifswald. Die Wissenschaftler bekommen den Preis für die Entwicklung des hochauflösenden quantitativen Lipidprofilings und für die Entdeckung der Ursachen bei der Entstehung von Vakzin-induzierten Hirnvenenthrombosen. Das Preisgeld geht je zur Hälfte an Andreas Greinacher und zur anderen Hälfte an Kai Simons und Andrej Shevchenko.
Herzlichen Glückwunsch!
Mit DNA und Proteinen bilden Lipide eine wichtige Klasse von Biomolekülen. Dennoch ist nach wie vor kaum bekannt, wie sich Lipide zusammensetzen und wie sie durch verschiedene pathophysiologische Prozesse beeinflusst werden. Das menschliche Lipidom - eine vollständige Übersicht der Lipide im menschlichen Körper - umfasst möglicherweise über 100 000 einzigartige Lipidarten. Kai Simons und Andrej Shevchenko arbeiteten gemeinsam an der Entwicklung der quantitativen Shotgun-Lipidomik-Plattform. Die Shotgun-Methode verzichtet auf die Front-End-Trennung von Gesamtlipidextrakten und stützt sich auf die hochauflösende Massenspektrometrie, um die molekularen Spezies der Lipide zu identifizieren und ihre absoluten (molaren) Mengen zu bestimmen. Dadurch hat sich die Shotgun-Lipidomik als besonders geeignet erwiesen und ermöglicht die molekulare Diagnostik eines breiten Spektrums von Stoffwechselstörungen.
Andreas Greinacher fand mit seinem Forscherteam die Ursache für das „VITT-Syndrom – der Vakzine-induzierten immunogenen thrombotischen Thrombozytopenie (VITT)“ heraus, das nach Impfung mit Adenovirusvektor-basierten COVID-19 Impfstoffen auftritt. Mit der Entdeckung des „VITT-Syndroms“, der Entwicklung eines Nachweisverfahrens, der Klärung des Mechanismus und der Identifizierung wirksamer Medikamente für die konnten schwere Komplikationsraten um mehr als 90 Prozent gesenkt werden.
Harald Renz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin: „Wir sind glücklich, auch in diesem Jahr wieder drei weltweit herausragende Wissenschaftler ehren zu können, die die anspruchsvollen Vorgaben, die mit der Vergabe des Preises verbunden sind, absolut erfüllen. Ihr wissenschaftlicher Beitrag setzt Maßstäbe in der chemischen Analytik und hilft, die Gesundheitsversorgung von Millionen von Menschen zu verbessern.“
Über den Preis Biochemische Analytik
Der Preis Biochemische Analytik wird seit 1970 alle zwei Jahre für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der biochemischen und molekularen Analytik von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V. (DGKL) vergeben. Mit dem Preis werden methodische Fortschritte und wichtige Entdeckungen ausgezeichnet, die – unter Verwendung moderner analytischer Methoden – auf dem Gebiet biologischer Wissenschaften, insbesondere der klinischen Chemie und klinischen Biochemie, errungen wurden. Der Preis wird von der weltweit tätigen SARSTEDT-Gruppe gefördert. Sechs Nobelpreisträger und mehrere Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft, wie die Nobelpreisträger Emmanuelle Charpentier, Svante Pääbo und Georges J.F. Köhler, sowie Franz-Ulrich Hartl, Wolfgang Baumeister und Matthias Mann, wurden bereits mit dieser Auszeichnung geehrt.